Alle Artikel von oliver

Die Jeckes (pt.1+2)

© Florian Krauss
© Florian Krauss

Der vierteilige Text über die deutschen und kulturdeutschen Einwanderer, die in den 1930er Jahren nach Palästina eingewandert sind und zu Mitbegründern des Staates Israel wurden, beinhaltet Teile des Vortrags “Zionismus und Schlafstunde”, den ich im Juni 2014 in Stuttgart und im Dezember 2016 in Bergisch Gladbach gehalten habe. Er basiert auf unzähligen Gesprächen mit den Jeckes im Elternheim “Pinkhas Rozen”, einem Treffen mit der Kuratorin des Museums der deutschsprachigen Einwanderer in Tefen, der Lektüre aller Ausgaben des Yekinton in den letzten acht Jahren und mehrerer Bücher, die ich in Tefen erstanden habe. Darüber hinaus gilt mein besonderer Dank an Opa Eran für den Einblick in historische Zeugnisse aus der Zeit der fünften Aliya.

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Der Wille zu leben

© Florian Krauss
© Florian Krauss

Über die schrecklichen Dinge, die er durchgemacht hat, schwieg Pessach Anderman sechzig Jahre. Er habe eine Stahlwand um die Vergangenheit errichtet, sagt der Holocaustüberlebende. Er habe die Gegenwart gelebt mit vielen Zukunftshoffnungen und habe nicht gewollt, dass seine Kinder im Schatten seiner düsteren Erlebnisse aufwachsen.

Als seine Enkelkinder erwachsen wurden, fühlte er sich verpflichtet seine Geschichte zu erzählen und hat sie in dem Buch “כוח החיים” niedergeschrieben. Um künftigen Generationen von Israelis zu verstehen zu geben, woher sie gekommen seien und sie für den weiteren Aufbau ihrer Nation zu stärken.
Und um künftigen Generationen von Nicht-Israelis die Begründung für den jüdischen Staat darzulegen. Der Wille zu leben weiterlesen

Flüchtlingsschiffe

© Florian Krauss
Arie und ich im Heim © Florian Krauss

1924 kehre Natan Perlmann aus Königsberg Deutschland den Rücken. Mit seiner Frau und seiner einjährigen Tochter Elisheva wanderte der deutsche Jude nach Palästina aus. Deutschland, so befand er seit seinem Ausscheiden aus der Armee, sei zu antisemitisch. Er kaufte sich mit dem Geld seines Vaters eine Orangenplantage bei Petach Tikva, wo Elisheva aufwuchs.

Ebenfalls 1924 ist Arie Erez als Louis Holzmann im zweiten Bezirk Wiens geboren, dem Bezirk, in dem „die meisten Juden der Stadt lebten“, wie er sagt. Dem heute 91jährigen ist sein Alter kaum anzusehen. Seine stattliche Größe präsentiert er in aufrechtem Gang. Arie ist ein Kavalier der alten Schule, geistig frisch und stets wohlgelaunt.

Seiner Kindheit wurde ein Ende bereitet, als Österreich 1938 heim ins Reich kam. 1939 verließ Arie Wien, um mit einem illegalen Transport über die Donau ans Schwarze Meer und von dort nach Palästina zu gelangen.

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Werteordnung

In Houellebecqes Zukunftsvision “Unterwerfung” läuft der Humanismus auf Grund und mit ihm die politische Ordnung. Statt Konservativen und Sozialisten streiten die identitäre Bewegung und Islamisten als sich gegenseitig Auftrieb gebende Kräfte um die Macht. Das Buch muss jedem, der es gelesen hat, in Erinnerung kommen, wenn er sich die nächsten Wochen auszumalen versucht. Nicht weil eine Machtübernahme der Islamisten unmittelbar anstehen würde. Aber wegen der Wechselwirkung zwischen Rechtspopulisten und Islamisten und der selbstzerstörerischen Orientierungslosigkeit der demokratischen Mehrheitsgesellschaft.

Da ist einerseits die hirnrissig pauschale Gleichsetzung des Islam mit dem Islamischen Staat. Andererseits die nicht weniger hirnrissige Vorstellung, der Islam habe mit dem Islamischen Staat nichts zu tun.

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Verlorene Heimat

Als am 9. November 1938 in Deutschland die Synagogen brannten, wich in der Familie von Regina Kessler die Sorge der Angst.
Die Synagoge, die ihr Vater jeden Shabat besucht hatte, stand in Flammen. Die Familie sass in ihrer Wohnung in einem Berliner Mehrfamilienhaus, als wenig später die Gestapo auftauchte. Geistesgegenwärtig ging ihre ältere, blonde Schwester ins Treppenhaus, um den Schergen zu erzählen, dass die Juden im Haus bereits abgeholt worden seien. Regina Kessler gelang es noch, sich von der Kinder- und Jugendaliya eine Anstellung als Haushälterin bei einer jüdischen Familie in Southhampton vermitteln zu lassen. So kam sie noch 1938 an Ausreisepapiere und verliess Deutschland. Ihre Eltern und ihre ältere Schwester blieben zurück und fielen dem Holocaust zum Opfer.

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raison d’etat (x3)

Das Jahr 2015 steht unter dem Zeichen des 50-jährige Jubiläums der Aufnahme diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel am 12. Mai 1965.
Des Weiteren gedenkt Deutschland 2015 ganz heftig der Befreiung der deutschen Vernichtungslager und dem Ende des Holocaust vor 70 Jahren.
Im Rahmen verschiedener Feierlichkeiten wurde großspurig verkündet, dass sich Deutschland seiner historischen Verantwortung bewusst und wachsam gegen Antisemitismus sei.
Bundestagspräsident Lammert bekräftigte im Juni des Jubiläumsjahres 2015 in einer Rede vor der Knesset, dass die besondere Verantwortung für Israel Teil der deutschen „Staatsräson“ sei. Bezugnehmend auf die historische Rede Merkels 2008 vor der Knesset, in der sie die Sicherheit Israels für nicht verhandelbar erklärte.

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Pioneer Fighter

Yehuda Maimon wird am Gedenktag für die Opfer und Helden des Holocaust 2019 eine der Fackeln entzünden. Der 95 jährige verbringt seinen Lebensabend im Elternheim Pinkhas Rozen in Ramat Gan.

2015 setzte er sich am Gedenktag für die Opfer und Helden des Holocaust  seine Baskenmütze auf uns ließ sich von seinem Sohn und seiner Enkelin zu einem Treffen mit zwei ehemaligen Weggefährten chauffieren. Drei Holocaustüberlebende, die während des Krieges am gewaltsamen Widerstand gegen die Nazis beteiligt waren. Was die drei Männer aber persönlich verbindet, trug sich während des Nürnberger Kriegsverbrechertribunals zu. Sie sind die letzten Verbliebenen der Gruppe „Nakam“ (hebr. für Rache), die am 14. April 1946 einen Anschlag auf das Kriegsgefangenenlager Stalag 13 in Nürnberg-Langwasser verübte.

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