Leben an der israelisch-syrischen Grenze

Am 5. Juni 1967 begann der Sechs-Tage-Krieg. Am Morgen des 9. Juni 1967 befahl Verteidigungsminister Moshe Dayan den Angriff auf die Golan Höhen von wo die syrische Armee die israelischen Siedlungen im Hula Tal terrorisierte. Da Dayan ein Eingreifen der mit Syrien verbündeten Sowjetunion fürchtete, beschränkte er die Militäroperation auf die Einnahme der syrischen Stadt Kuneitra und die Gebiete bis zur parallel zur Grenze verlaufenden Schnellstraße nach Kuneitra. Kurz vor Eintreten des Waffenstillstands orderte Dayan schließlich noch die Einnahme des höchsten Gipfels des Hermon Gebirges im nördlichen Golan an.

Omer Wiener, der im Sechs-Tage-Krieg in Samaria kämpfte, schloss sich nach Kriegsende einer Gruppe von Israelis an, die den Kibbuz Merom Golan nahe Kuneitra errichteten. An einem kalten Novemberabend 2015 erzählte Omer vor einem wärmenden Kaminfeuer, dass er 1967 als Zionist auf den Golan gekommen war um mitzuhelfen ein Naturschutzgebiet zu errichten und damit die neu gezogenen Grenzen zu definieren. Omer hatte zunächst nicht im Sinn, Mitglied des Kibbuz Merom Golan zu werden. Dann aber begegnete er seiner Jugendliebe Hanna, die zu den israelischen Pionieren der ersten Stunde auf dem strategisch bedeutsamen Bergplateau zählte. Bis zu ihrem Tod vor einem Jahr lebten Omer und Hanna glücklich zusammen. Die älteste Tochter von Omer und Hanna war das erste israelische Kind, das auf den Golanhöhen geboren wurde.

In seiner Anfangszeit geriet Merom Golan mehrfach unter syrisches Feuer und wurde schließlich ein paar Hundert Meter weiter entfernt von Kuneitra hinter einen der vielen Vulkankegel versetzt. Doch der Schutz war trügerisch und verhinderte nicht, dass eine syrische Rakete mehrere Todesopfer in der Kollektivsiedlung forderte.

Omer und Ich 2015

Als 1973 der Yom Kippur Krieg ausbrach, kam es unweit von Merom Golan zu der bis dato größten Panzerschlacht seit dem zweiten Weltkrieg. Durch das Tal der Tränen, das vom Bental Berg in seiner ganzen Weite einsehbar ist, attackierten die syrischen Streitkräfte den von Israel besetzten Teil des Golan mit 1400 Panzern und gepanzerten Militärfahrzeugen. Die Israelis konnten den Angriff trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit zurückschlagen und ihrerseits auf das 60 km entfernte Damaskus vorrücken.

Omer Wieners Erinnerungen an den Yom Kippur Krieg 1973 sind sehr düster. Als Reserveoffizier kämpfte er in einer Nachhut, die in einen blutigen syrischen Hinterhalt geriert. Krieg, so sagt er, ist das Letzte, dass sich Jemand wünschen sollte.

Als Konsequenz aus dem Yom Kipur Krieg wurde im Mai 1974  auf der syrischen Seite der Grenze zwischen dem von Israel besetzten Teil des Golan und dem Syrien verbliebenen Teil des Golan eine Truppentrennungszone eingerichtet, die sich über eine Länge von 80 Kilometer vom Berg Hermon im Norden bis zum Yarmouk-Fluss im Süden erstreckt und dem Kuneitra zugeschlagen wurde, das damit quasi an Syrien zurückgegeben wurde.

Kuneitra, einst „Blume des Golans“ genannt und vor dem Krieg Heimat vieler Tscherkessen, wurde vom syrischen Regime nicht wieder aufgebaut sondern diente diesem fortan als Mahnmal für die israelische Aggression. Ein paar Kilometer landeinwärts wurde als neue Bezirkshauptstadt Neu Kuneitra gebaut.
1981 annektierte Israel den 1967 besetzten Teil des Golan.
Seit inzwischen mehr als 50 Jahren lebt Omer Wiener an der israelisch-syrischen Grenze. Von 1974 bis 2012 war es die ruhigste Außengrenze Israels.
2000 verhandelte Israel mit Syrien über eine Rückgabe des Golan. Für Omer und seine Familie und alle anderen Familien hätte dies bedeutet den Kibbuz räumen zu müssen. Für den Frieden, so versichert der Zionist Omer, wäre er abgezogen.

Blick auf Kuneitra © Maxine Bacanji

Omer Wiener wurde 1946 als Sohn von Einwanderern aus dem Sudetenland in einem Kibbuz nahe Hadera geboren. Omer verinnerlichte die Ideologie der Kibbuzbewegung, in der nach seiner Auffassung die im Judentum geforderte gerechten Gesellschaft aufgehoben ist.
Die meiste Zeit seines Lebens war Omer Cowboy und noch heute arbeitet er mit Pferden und den frei lebenden Rindern. Ein paar Jahre lang leitete Omer eine Kibbuz eigene Firma, die Spezialmotoren für schwere Militärfahrzeuge herstellt. Der Firma gelang es einen Motor für den Geschützturm des Merkava zu entwickeln, an dem die deutsche Firma AEG stets gescheitert war. Heute zählt das Unternehmen zu den weltweit führenden Herstellern für entsprechende Spezialmotoren. Außerdem war Omer einige Jahre lang bei der Verwaltung der israelischen Nationalparks als Beauftragter für Wildunfälle tätig. Seit einigen Jahren schreibt er Gedichte über die Natur.

Merom Golan © Maxine Bacanji

Nachdem in Syrien 2011 friedliche Demonstranten über den Haufen geschossen wurden, versuchte eine breit gefächerte Opposition das despotische Assad-Regime gewaltsam zu stürzen. Der Iran stellte seinem Verbündeten Assad die Hizbollah und quer durch den Nahen Osten rekrutierte schiitische Milizen zur Seite. Auf Seiten der Aufständischen bekamen finstere sunnitisch-islamistische Gruppierungen Zulauf. Die Gebiete entlang der syrisch-israelischen Grenze wurden heftig umkämpft.

2015 war der Kriegslärm aus dem Nachbarland beim Abendspaziergang durch die idyllische Kollektivsiedlung  Merom Golan deutlich vernehmbar. Und vom Berg Bental waren die Mörsereinschläge nicht nur als hallendes Krachen hörbar sondern auch in Form von Rauch und Staub über Einschlagstellen sichtbar. Der Lärm von Maschinengewehren war der begleitende Unterton.
Omer erzählt, dass die Bewohner des Kibbuz anfangs fasziniert waren von der unmittelbaren Nähe des Krieges und auf den Bental Berg gingen um sich die Kämpfe von oben anzuschauen. Nach kurzer Zeit aber, so Omer, wurde es unspektakulär. Im November 2015 erzählte Omer von bereits mehr als zwei Jahren anhaltenden pausenlosen Kämpfen. Bis heute wundert er sich, woher die Unmenge an Munition kam, die da verschossen wurde.

Der Gipfel des Berg Bental gibt bei klarer Luft den Blick über Kuneitra und Neu Kuneitra bis tief hinein nach Syrien und bis hinauf ins Hermon Gebirge frei. Omer konnte genau aufzeigen, wo die von den Rebellen eingenommenen Gebiete verlaufen und wo die von der Regierung gehaltenen Gebiete liegen.
Nachdem Kuneitra 2014 an die Rebellen gefallen war, sassen verschiedene Fraktionen der Aufständischen, darunter sinistere sunnitische Gruppen an der Grenze zu Israel, bekämpften sich gegenseitig und lieferten sich harte Gefechte mit Assad Truppen, der Hisbollah und anderen iranischen Verbündeten, die im neuen Kuneitra und im nördlichen Teil der syrisch verbliebenen Golanhöhen sassen. 

Darauf angesprochen dass der Golan bei der EU als besetztes Gebiet geführt wird schüttelte Omer den Kopf. An wen soll Israel die Golanhöhen Bewegung abtreten, fragte er. Hisbollah? Assad? Iran? Al Kaida? IS?
Die Europäer müssten begreifen, dass der Nahe Osten nicht Europa sei, erklärte Omer im November 2015 und führte an, dass in der islamischen Welt Konflikte mit dem Schwert gelöst werden. Es würde nicht lange dauern, prophezeite er, bis Europa begreifen würde, dass nicht Israel nicht das Problem im Nahen Osten und nicht in der Welt sei. Das war genau zwei Tage vor den Anschlägen in Paris.

In Syrien sind bis heute mehr als 600.000 Menschen dem Krieg zum Opfer gefallen und mehr als die Hälfte der einst 23 Millionen Syrer sind auf der Flucht im In- und Ausland. Die Hizbollah und von Iran rekrutierte Milizen entschieden den Krieg auf dem Boden für sich, gedeckt von der skrupellosen russischen Luftwaffe.

Für die Kinder in Merom Golan sei der Kriegslärm von der syrischen Seite der Grenze wie Strassenlaerm für Stadtkinder erklärte Omer im Oktober 2017. Sie wüssten, dass es sie nichts angeht und seien höchstens einmal aufgeschreckt wenn sich ein Explosion deutlich vom sonstigen Geknalle abhebe.
Wobei Anfang 2015 als Vergeltung für den israelischen Angriff auf einen Hisbollah Konvoi, dem auch hochrangige iranische Militärs zum Opfer fielen, eine aus Syrien nach Israel abgefeuerte Rakete nahe des Kibbuz Merom Golan explodierte.

Im Moshav Alonei HaBashan, 20 Autominuten südlich von Merom Golan konnten die einzelnen Waffen , mit denen um das Grenzgebiet gekämpft wurde, an ihrem Klang unterschieden werden.
Das national-religiöse Genossenschaftsdorf ist die östlichste und, mit 1500 Meter Abstand zur Grenze, die Syrien am nächsten gelegene israelische Siedlung. Alonei HaBashan wurde 1981 gegründet, um die Rückgabe eines unbesiedelten Landstrichs der besetzten Golanhöhen, als Geste des guten Willens gegenüber Syrien, zu verhindern.

Vor einigen Jahren sind drei Querschläger direkt bei Alonei HaBashan eingeschlagen. Eine Granate ist unweit von Dror Ben Haim explodiert, als dieser auf dem Weg in die Schule war.

Dror Ben Haim ist 1988 aus Ofra, der ersten Siedlung in Samaria, nach Allonei HaBashan gezogen um die ganz wenigen Familien, die dort wohnten, zu unterstützen. Nach seinem Verständnis von Zionismus fühlt sich Dror verpflichtet sich den Höhenzug nicht nur politisch, auch praktisch zu eigen zu machen.
Aus der Idee zwei Monate zur Stärkung des sehr isoliert gelegenen Moshavs zu bleiben wurde ein Neuanfang. Stolz zeigte Dror im Oktober 2017 auf das Haus, dass seine Tochter mit ihrer Familie in Alonei HaBashan gebaut hat und erzählte, dass auch sein Sohn mit seiner Familie im Moshav baue.

Dror Ben-Haim © Maxine Bacanji

Von einem Berg nahe des Moshav Alonei HaBashan sah man direkt von oben auf ein syrisches Flüchtlingslager herunter. Da der Berg militärisches Sperrgebiet ist waren Bilder verboten. Dror erzählte, dass Israel in zwei Feldlazaretten bereits Hunderte verwundete Syrer behandelt hatte.

Dror, der eine Strickkippa trägt, war in Samaria Assistent eines Höhlenforschers und sattelte auf dem Golan \zum Sonderschullehrer um und arbeitet er an einer Internats-Schule für Schüler mit Aufmerksamkeitsdefiziten.
Die Schüler, so Dror, hatten viele Fragen zum Kriegslärm aber keine Angst. Sie hätten verstanden, dass der Krieg sie nichts angehe.
Das Moshav, so führte Dror aus, ist mit ausreichend Bunkern ausgestattet, und niemand, der dort lebe, denke daran zu gehen. Überlegungen was im Fall einer militärischen Auseinandersetzung mit iranischen Verbündeten in Syrien wäre, so Dror, würden im Alltag nicht gestellt.

Der Iran befehligt nach Expertenschätzungen Zehntausende Kämpfer in Syrien, darunter Revolutionsgarden, Milizen afghanischer, pakistanischer und irakischer Schiiten und Tausende Hisbollah Kämpfer.

Im Februar 2018 kam es zur offenen iranisch-israelischen Konfrontation als eine iranische Drohne von in den israelischen Luftraum eindrang. Der Aggression folgte ein israelischer Luftangriff auf den Militärflughafen in Tiyas bei Palmira von wo die Drohne gestartet wurde. Der syrischen Luftabwehr gelang es ein israelisches Kampfflugzeug abzuschießen worauf die Hälfte der syrischen Luftabwehr und eine Reihe iranischer Ziele zerstörte. In Merom Golan und Alonei HaBashan schrien die Luftschutzsirenen. Sowohl Omer als auch Dror erklärten am nächsten Tag, dass alles in Ordnung sei. Am Hermon bildeten sich an den Ski Liften so lange Schlangen wie immer. Die Israelis, die an dem Samstag auf den Golan gekommen waren erklärten, dass sie wüssten, dass Israel von Feinden umgeben sei.

Ende Juli 2018 hatten Assad und seine Verbündeten die Kontrolle über den syrischen Teil des Golan zurückerlangt. 

Nach Dror Ben Haim geht die Gefahr für Israel von der Hisbollah im Libanon aus, die dort nach Expertenschätzung zwischen 130.000 und 200.000 Raketen auf Israel gerichtet hält sowie von Mittelsteckenraketen, die aus dem Iran auf Israel abgefeuert werden können.
In Syrien sieht er die iranischen Vertreter noch nicht so konsolidiert, dass von dort eine ähnliche Gefahr droht. Doch er ist sicher, dass der Iran dort über die nächsten Jahre hinweg eine vergleichbare Front aufbauen möchte. Über einen Landkorridor kann die Hisbollah im Libanon und in Syrien in Zukunft direkt mit modernem Kriegsgerät aus dem Iran versorgt werden.
Die große Unbekannte sind laut Dror die Russen und er hofft, dass Putin einer iranischen Militärpräsenz nahe der israelischen Grenze oder in Syrien überhaupt letztlich eine Absage erteilt.

Wenn es zur Konfrontation kommen sollte, glaubt Omer in die überlegene Feuerkraft der israelischen Armee und die Karten, die diese noch „in der Hinterhand“ hält. Omer hat ein fast unerschütterliches Vertrauen in die israelischen Streitkräfte.
Omer und Dror fühlen sich sicher und ihr Gefühl von Sicherheit hat nicht damit zu tun, dass sie dem Iran unterstellen, nicht auf eine Welt ohne Zionismus hinzuarbeiten. Sie sind sich sicher, dass es dem Iran mit der Vernichtung Israels todernst ist, allerdings sind sie sich gleichsam sicher, dass es nicht in der Hand der Iraner liegt, was sein wird, sondern in den Händen der israelischen Armee. Sie fühlen sich sicher, weil sie an die militärische Überlegenheit der israelischen Streitkräfte glauben und daran, dass mittels dieser militärischen Überlegenheit rote Linien gezogen und durchgesetzt werden.

Wie Omer findet Dror Ben-Haim die Bezeichnung besetztes Gebiet für die israelischen Golanhöhen lächerlich und verweist darauf, dass der Staat Syrien erst 1946 gegründet wurde und führt beispielhaft an, dass noch während des osmanischen Reichs viele Tscherkessen, die aus dem Ural geflohen waren, dort angesiedelt wurden. Wirklich daheim hätten sie sich nie gefühlt und entsprechend 1967 das israelische Angebot zurückzukehren ausgeschlagen.

Über die erste Zeit auf den eroberten Golanhöhen erzählt Omer, dass die Israelische Armee die geflohenen Drusen und Tscherkessen mit Lautsprecherwagen zur Rückkehr aufrief. Die Tscherkessen sind nicht zurueckgekehrt, sondern in die USA, nach Deutschland und Holland emigriert oder in Syrien geblieben.
Über die Drusen erzählte Omer, dass diese aus ihren Verstecken heraus einen Verhandlungsführer zu den Israelis schickten, der bange fragte, was die Israelis mit ihnen vorhätten. Die erstaunten Israelis antworteten dem Gesandten, dass sie die Drusen so behandeln würden, wie diese sie behandeln würden. Darauf sei der Druse in Tränen ausgebrochen.
Unter vorgehaltener Hand, so sagt Omer, der mit mehren Bewohnern der vier drusischen Dörfer auf dem Golan bekannt ist, würden die Drusen aeussern, dass sie gerne in Israel leben. Sicher ist, dass sie sich öffentlich Assad-loyal und damit verbunden anti-israelisch positionieren. Mehrheitlich sind sie syrische Staatsbürger, die die Annahme der israelischen Staatsbürgerschaft verweigert haben und darauf hoffen dass der israelisch besetzte Golan irgendwann wieder dem syrischen Regime in die Hände fällt.

Der Hass der Drusen auf die syrischen Rebellen wurde im Juni 2015 offenbar, als mehrere Drusen einen israelischen Krankenwagen überfielen um zwei verletzte Kämpfer der Freien Syrischen Armee zu lynchen.
Im Stadtzentrum von Majdal Shams wurde noch im November 2017 dem syrischen Brigadegeneral Issam Zahreddine gedacht, einem der schlimmsten Schlächter des Assad Regimes, der mehr als einen Monat zuvor von einer Landmine getötet wurde.

© Maxine Bacanji

Salman Fakherldin wohnt seit seiner Kindheit in Majdal Shams. Er weist die Anekdote von Omer zurück und bietet einen ganz anderen Narrativ an. Die Drusen, so sagt er, seien nicht zurückgerufen worden. Die Drusen, so sagt er, seien nicht geflohen. Beispielhaft führt er die Geschichte seiner Familie an. Als die Israelis 1967 auf Majdal Shams vorrückten packte seine Mutter panisch alles zusammen und draengte zur Flucht. Sein Vater allerdings intervenierte und bestimmte dass die Familie bleibt. Er war oft in Damaskus und passierte auf dem Weg jedes Mal das palästinensische Flüchtlingslager Yarmuk. Von den Juden, so sagt Salman, hatte sein Vater, der sich nicht gross fuer Politik interessierte keine Vorstellung. Obwohl er sich die Besatzung nicht vorstellen konnte wollte er auf keinen Fall als Flüchtling enden.
Salman sieht die Entscheidung seines Vaters als sehr gut an. Wenn er sagt, dass es sehr wichtig sei, sich an seinen Flecken Erde zu krallen, klingt er ein wenig wie Dror und Omer.

Er sei selbstverständlich froh die letzten Jahre vom Krieg ausgenommen gewesen zu sein, antwortet er auf die Frage, ob er angesichts des Blutvergießens in Syrien nicht froh sein sollte unter israelischer Besatzung zu leben. Natürlich sei ihm das Leben seiner Familie am Wichtigsten. Gleichwohl wird Salman seine syrische Staatsbürgerschaft nicht eintauschen und nichts tun, was die unrechtmäßige Besatzung, wie er sagt, legitimiert. Salman ist sich sicher, dass die israelische Herrschaft auf den Golanhöhen eines Tages endet. Als Druse auf dem Golan, so erklärt Salman, wird er immer der Besatzte sein und niemals den Juden gleich angesehen werden. Majdal Shams, so erklärt er, wird niemals auf das Niveau von Merom Golan kommen. Es ist in diesem Zusammenhang interessant, dass die Drusen auf dem Carmel Gebirge nicht nur loyale israelische Staatsbürger sind, sondern auch, gemeinsam mit den tscherkessischen Israelis die höchste Rekrutierungsquote für die Kampftruppen in der israelischen Armee aufweisen. Salman hat Familie auf dem Carmel Gebirge. Auf den Widerspruch zwischen Israel loyalen Drusen und Syrien loyalen Drusen angesprochen verweist er auf die Entscheidung die Jeder einzelne für sich, auch in Hinblick auf seine Zukunft, treffen müsse. Es scheint als glaube Salman tatsächlich, dass der Golan in absehbarer Zukunft an Syrien zurückfällt.
Die Begeisterung für Assad teilt Salman nicht. Als Kommunist hat er weder in Majdal Shams, noch jenseits der Grenze viele Freunde, wie er sagt. Juden kennt er keine außer den Genossen von Hadash, der jüdisch-arabischen kommunistischen Partei.

Salman Fakherldin © Maxine Bacanji

Inmitten seiner Enkel antwortet der fürsorgliche Opa auf die Frage nach seiner Identität mit „Mensch“ und gibt noch ein paar Weisheiten von Marx zum Besten. Für das Foto sucht er nach seinem roten Schal, nach eigenen Angaben sein Markenzeichen. Ihren Vater beobachtend fragt seine Tochter, ob er wieder auf Che Guevara mache.