Nie Wieder!

Über die Notwendigkeit des Erinnerns und die Pflicht zur bedingungslosen Solidarität mit dem jüdischen Staat.

Eli Roth aus Ungarn ist einer der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz. Er gehört einer Seniorengruppe an, die sich wöchentlich im Kulturzentrum der Histadruth in Givatayim trifft. Einer deutschen Delegation von Gewerkschaftsvertretern erzählte er als Zeitzeuge von seinem Leiden während des Holocaust. Bevor er zu erzählen anfing lies er durch den Übersetzer fragen, ob seine Zuhörer wüssten, dass die Shoa tatsächlich stattgefunden habe. Er stellte die Frage im vollen Ernst und vor dem Hintergrund seiner Überzeugung, dass mehr und mehr Menschen den Holocaust in Frage stellen.
Der erste Eindruck von der Hölle, die er durchmachen sollte, bekam er in einer Ziegelei, in der die Juden zusammengetrieben wurden und wo ein Jude gezwungen wurde, auf einen Haufen glühender Kohlen zu steigen und von dort ohne Schuhe herunter. Er starb an seinen Wunden.
Zu den traumatischsten Erlebnissen gehört für Eli Roth der Transport nach Auschwitz. Drei Tage seien sie in Viehwaggons eingepfercht gewesen, mit vier Eimern in den vier Ecken des Waggons, in die die Notdurft verrichtet werden musste.
Weitere traumatische Erinnerungen sind die Selektion an der Judenrampe und die Prozedur der Enthaarung und Desinfektion. Die vielen Wunden, die bei der Rasur gerissen wurden, haben bei der Desinfektion höllisch gebrannt. Im Lager dann die Tortur der Tätowierung und der Kampf ums Überleben als Nummer.
Von Auschwitz sind Eli Weiss das stundenlange Stehen bei den Zählapellen in furchtbarer Erinnerung, die unmenschlich harte Arbeit, die nächtliche Enge auf den Pritschen und die ständigen Selektionen.  Am meisten aber der Hunger und die totale Fixierung auf die Lebensmittelrationen. Junge Burschen hätten die Absätze in den Teekesseln ausgekratzt, um etwas zwischen die Zähne zu bekommen.

Doch bald schon, so weiß Eli, würden keinen Zeitzeugen mehr am Leben sein, um der Holocaustleugnung die eigene Geschichte entgegenzuhalten. Deshalb ist es ihm ein Anliegen, seine Geschichte möglichst vielen Leuten weiterzugeben.

Drei Tage nachdem ihr Vater interniert wurde, geriet Haya Weissmann aus Kaunas mit ihrer Mutter in die alte Festung Kaunas, in der die Juden der Stadt zusammengetrieben wurden. Ihren Vater erkannte sie kaum noch. Er war rasiert und zugerichtet und hatte nichts mehr mit dem stolzen Familienoberhaupt gemein, als das sie ihn kannte. Eines Tages wurde er abgeholt und erschossen. Eines anderen Tages wurde ihre Mutter deportiert. Haya Weissmann kann viele unvorstellbar Grausame Geschichten ihrer Internierung erzählen. So wurde sie Zeugin einer Geburt. Die Wärter seien gekommen hätten der Mutter gratuliert und gleichzeitig ihr Beileid darüber bekundet, dass die Geburt zur falschen Zeit erfolgte. Und klatschten das Neugeborene an die Wand. Ein anderes so erzählt sie, hätten sie in heißem Wasser umgebracht.

Bei einer Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft erzählte Amos Hausner, der Sohn von Gideon Hausner, dem Hauptankläger im Eichmann Prozess, aus einer persönlichen Sicht vom Leben und Wirken seines Vaters. Er hat die Probleme des Anklägers Gideon Hausner geschildert, die Überlebenden des Holocaust in den Zeugenstand zu bewegen. Die persönliche Aufarbeitung des Holocaust fiel vielen Überlebenden sehr schwer. Viele waren sich sicher, dass sie nicht aussagen könnten. Zu gross war der Horror, den sie tief in sich begraben hatten, um ihn für die Anklage aufzubearbeiten.

Der Eichmann Prozess habe Israel geprägt, sagt Talia, eine Sozialwissenschaftlerin aus Tel Aviv, deren Mutter Ada im Heim ihre letzten Tage verbrachte. Die Holocaustüberlebenden erfuhren in Israel eine subtile Form der Abwertung, da ihre Erfahrungen als Opfer nicht zum Selbstverständnis der Pioniere passte. Erst der Eichmann Prozess brachte die Mauer aus Schmerz und Scham zum Einsturz und integrierte die Überlebenden der Shoa in den jüdischen Staat.

Ein inzwischen verstorbener Bewohner des Heims, Moshe Givon, hatte beim Eichmann Prozess ausgesagt. Als er mir das erste Mal seine Häftlingsnummer auf seinem Arm zeigte, erklärte er, dass diese sich nie abwaschen ließe. Als er nach Israel gekommen sei, habe er sich lange geschämt für die Nummer. Auch im Hochsommer sei er nur langarmig aus dem Haus gegangen.

Moshe stammte aus Borșa. Am Tag nach Pessach 1944 wurden die Juden aus Borșa  in der Synagoge der Stadt eingepfercht. Es sei unerträglich eng gewesen, erzählte Moshe. Wer einen Platz zum sitzen fand, gehörte zu den absolut begünstigten. An Schlaf sei nicht zu denken gewesen. In der Synagoge seien sie einige Tage festgehalten worden. Jeder habe sich gefragt, welches Schicksal ihn erwarte. Die Männer hätten pausenlos gebetet. Nach einigen Tagen sind die Juden aus Borșa  ins Ghetto Visho gezwungen worden. Dort wurden Männer gezwungen, sich zu rasieren. Es war das erste Mal, dass Moshe seien Vater weinen sah. Den stolzen Mann, der in der Armee Österreich-Ungarns gedient hatte.
Das Ghetto sei vergrößert und verkleinert worden und schließlich kam die Ankündigung das Ghetto würde geräumt werden. Moshe war mit seinen Eltern und Schwestern und seiner 6jährigen Cousine im ersten Transport. Am Bahnhof stiegen sie in die Viehwaggons des Zuges.  Seinen Eltern fiel das Einsteigen schwer. Die Waggons waren überfüllt. Und der Zug bewegte sich nicht. Zwei Tage lang stand der Zug. Ein weiteres Bild, das Moshe nie wieder aus dem Kopf ging. Und als sie dann nach Auschwitz kamen stand der Zug erneut für lange Zeit. In der Zeit begriff Moshe den Terror. Je länger sie in den Viehwaggons zusammengedrängt waren, desto sehnsüchtiger warteten sie darauf, diese endlich verlassen zu dürfen. Egal wohin.
Als sie ausstiegen, nahm Moshe seine kleine Cousine an die Hand. Bei der Selektion sah er seinen Vater und seine Mutter und seine Schwestern das letzte Mal. Auch seine kleine Cousine.
Inmitten des Mordens und Sterbens in Auschwitz sah Moshe gelangweilte Wächter. Er sah Soldaten gähnen während er sich fragte, welcher Tod auf ihn warte.

Seine Tochter Tali Givon wünscht sich, dass möglichst viele Menschen die Geschichte ihres Vaters Moshe hören. Als sie ihm vor einigen Jahren eröffnete, dass sie nach Berlin gehen wolle, sei er strikt dagegen gewesen, erzählt Tali. Um ihn zu überzeugen, sagte sie ihm, dass er es als seinen Sieg über die Nazis ansehen könne, wenn seine Tochter mit dem Davidstern um den Hals, durch Berlin laufe. Für jeden sichtbar.
Natürlich sei die nachfolgende Generation von der Frage der Mittäterschaft ausgenommen, sagt sie. Nach allem, was passiert sei, müsse Deutschland aber an der Seite Israels stehen. So wie ihr Vater gestorben sei, so merkt sie an, würden bald auch die letzten noch verbliebenen Zeugen sterben. Es liege in der Verantwortung der Deutschen, die Geschichte nicht zu verdrängen und die Lehren daraus nicht zu vergessen. Diesbezüglich ist sie aber äußerst pessimistisch. Als sie vor wenigen Monaten erneut in Berlin war, hielt sie die Kette mit dem Davidstern unter ihrer Bluse versteckt.

Für ihn persönlich habe der Krieg nie aufgehört, sagt der Widerstandskämpfer und Auschwitz Überlebende Yehuda Maimon.  Yehuda gehörte der ersten Widerstandsgruppe im besetzten Polen an, die mit Waffengewalt die Deutschen angegriffen hat. Über seine Motivation sagt er: „Unser Ziel war nicht, die Deutschen zu besiegen. Es ging darum zu zeigen, dass wir unsere Ehre bewahren. Sie mögen uns umbringen. Aber mit der Waffe in der Hand […]. Ich war 18, da hat man Mut. Ich war in einer guten Gruppe. Wir hatten großartige Befehlshaber, die uns Kampfgeist eingeimpft haben. Ich war Pionier, der davon geträumt hat, nach Eretz Israel auszuwandern. Ein Idealist […] in einer Gruppe von Idealisten. Diejenigen, die uns anleiteten und führten, waren sehr charismatisch. Da möchtest du etwas tun. Da bist du vom richtigen Weg überzeugt […]. Ich wusste, dass dies das Ende ist. Aber in einer kämpfenden Gruppe zu sein, hat mir ein gutes Gefühl gegeben. Wenigstens wusste ich, dass ich nicht einfach so sterbe.“ Yehuda fiel den Nazis in die Hände und überlebte 22 Monate in Auschwitz.
Über Auschwitz sagt er, dass ihn die Zeit unaufhörlich verfolge.
“Es ist unmöglich zu vergessen, was ich durchgemacht habe. Auschwitz kann ich nicht vergessen. Wer in Auschwitz war, träumt jede Nacht davon. Mit Leuten, die mit dir dort waren, redest du ständig darüber. Du kannst trinken, tanzen, feiern. Am Ende redest du über Auschwitz. Für Leute wie mich ist der Krieg nicht zu Ende.”

 

Pessach Anderman schreibt in seinem Buch „Der Wille zu leben“, dass der  Daseinskampf auf Leben und Tod für ihn notgedrungen zur selbstverständlichen alltäglichen Gewohnheit” wurde.
Über die schrecklichen Dinge, die er durchgemacht hat, schwieg Pessach Anderman sechzig Jahre. Er habe eine Stahlwand um die Vergangenheit errichtet, sagt der Holocaustüberlebende. Als seine Enkelkinder erwachsen wurden, fühlte er sich verpflichtet seine Geschichte zu erzählen um künftigen Generationen von Israelis zu verstehen zu geben, woher sie gekommen seien und sie für den weiteren Aufbau ihrer Nation zu stärken.
Und um künftigen Generationen von Nicht-Israelis die Begründung für den jüdischen Staat darzulegen.
Er gehörte zu den letzten verbliebenen Bewohnern des Ghettos Buczacz, die ins Ghetto Tluste transferiert wurden.  Als die SS für eine Aktion im Ghetto Tluste anrückte, flüchteten Pessach und gelangte auf einen Heuboden, von dem aus er beobachten konnte, wie rund 40 Juden, die aus dem Ghetto geflohen waren, von ukrainischen Hilfstrupps der SS zusammengetrieben wurden. Um Munition zu sparen wurden sie mit Mistgabeln ermordet. Die Bilder, so sagt Pessah, verfolgten ihn immer noch. Er harrte zwei Tage auf dem Heuboden aus.
Näher als je kam Pessach dem Tod, als ihm eine Gruppe Ukrainer eine Patrone auf die Stirn band und diese mit Schlägen auf die Hülsenspitze auslöste. Pessach brach blutend zusammen, starb aber nicht. Er erlitt eine schwere Entzündung an der er  zu Grunde gehen drohte. Ein Teil der Patronenhülse steckte in seiner Stirn.
“Ohne das Mitwirken von Ukrainern, Polen, Litauern und Angehörigen anderer Völker”, schreibt Pessach im Geleitwort zu seinem Buch, “hätten die Deutschen die Massenvernichtung der Juden nicht bewerkstelligen können”.

Seine Flucht zog sich bis Ende Juli 1944 hin. “Ich war ein Junge von zwölf Jahren und die Flucht war die einzige Waffe, die mir zur Verfügung stand.“ schrieb er 2013 für einen Newsletter der Internationalen Schule für Holocaust Studien.

Nach Kriegsende floh er nach Palästina und kam in die Landwirtschaftsschule Mikve Israel. Es war ein seelischer, körperlicher und emotionaler Neuanfang für Pessach, der Jahre hatte wie ein getriebenes Tier leben müssen und darüber seine Jugend verloren hatte. Nach zweieinhalb Jahren beendete Pessach die Ausbildung in Mikve Israel und schloss sich mit seinen Kameraden dem Kibbuz Messuot Jitzhak im Siedlungsblock Gush Ezion an. “Unterwegs nach Messuot Jitzhak im Siedlungsblock Gush Ezion wuchs die Erregung. Ich stand unmittelbar vor der Verwirklichung eines Traums – in Erez Israel den Boden zu bestellen, die Wüste zu bezwingen, dieses Stück Bergland bei Jerusalem zu besiedeln und dort tiefe Wurzeln zu schlagen.”

Am 11. Mai begann die arabische Legion mit 45 Panzerwagen den Siedlungsblock anzugreifen, um auf Jerusalem vorzurücken. Zehntausende Araber aus den Dörfern schlossen sich der Offensive an. Die Gefechte am Felsenhügel, der Verteidigungslinie vor dem Siedlungsblock, dauerten zwei Tage an. Der damals amtierende Verteidigungsminister Ehud Barak schrieb Pessach im Februar 2008: “Der Felsenhügel, auf dem das erbitterte Gefecht stattfand ist heute eine Gedenkstätte, besucht von israelischen Kindern uns Soldaten, die wie ich hoffe, die Geschichte ihres Heldentums von dort weitertragen werden.”

Pessach schrieb in seinem Buch:”Ich hatte so viele Verfolgungen und Gefahren durchgemacht und immer wieder um mein Leben gekämpft, aber dem Kampf um Gush Ezion maß ich besondere Bedeutung bei. Hier hatte ich die Gewissheit für ein heiliges Ziel zu kämpfen und nicht nur um das eigene Überleben”

Nach Verkündung der israelischen Unabhängigkeit am 14. Mai 1948 griffen fünf arabische Armeen an, um den jüdischen Staat zu vernichten.
Die Ägypter boten Panzer, schwere Artillerie und Jagdbomber auf, während es auf jüdischer Seite zu Kriegsbeginn trotz numerischer Unterlegenheit weniger Gewehre als Verteidiger gab und kein schweres Kriegsgerät. Um Tel Aviv zu erobern musste die ägyptische Armee die Küste hinauf und damit zunächst über den Kibbuz Yad Modechai. Die Kollektivsiedlung wurde 1943 von einer Gruppe des HaShomer HaTzair gegründet, der es als eine der Letzten noch gelungen ist, Polen zu verlassen. Nach Ende des zweiten Weltkrieges nahm der Kibbuz eine Reihe von Holocaustüberlebenden auf.  Als die vorrückende ägyptische Armee auf Yad Mordechai traf, befanden sich dort keine Hundert wehrfähige Männer und Jungen, bewaffnet lediglich mit zwei Maschinengewehren und zwei Mörsern, einer Reihe Gewehre unterschiedlichsten Alters und Molotowcocktails. Trotz Unterstützung durch die Luftwaffe brauchten die Ägypter fünf Tage, um den Kibbuz einzunehmen. Die Maschinengewehre der jüdischen Kämpfer waren schon unbrauchbar, die Munition für die Gewehre zu Ende und ein Drittel der Verteidiger gefallen.  Im Museum des Kibbuz wird die Verbindung zwischen Holocaust, dem Widerstand gegen die Nazis, der Errichtung des Kibbutz und der erbittert geführten Verteidigung herausgestrichen.

Die schicksalsträchtigste Schlacht des israelischen Befreiungskrieges galt Jerusalem.
Mit Latrun in den Händen der Arabischen Legion war Jerusalem von der Versorgung abgeschnitten. Im Geleitwort zu seinem Buch „Der Wille zu leben“ schreibt Pessach Anderman: „Ich empfinde auch tiefe Trauer über den tragischen Tod mehrerer hundert junger Männer, Holocaustüberlebenden, letzten Vertretern ihrer ermordeten Familien, die während des israelischen Unabhängigkeitskrieges ins Land kamen, sofort an die Front geschickt wurden und auf dem Schlachtfeld fielen. Viele sprachen kaum Hebräisch und hatten nicht mal eine Grundausbildung an der Waffe erhalten. Einige junge Männer, die mit mir in jordanischer Gefangenschaft waren, erzählten uns, sie seien direkt vom Schiff in die erbitterten Gefechte an der Front bei Latrun, in den Jerusalemer Vorbergen, geschickt worden.“

Moshe Givon war einer von vielen Juden, die mit einer Nummer am Arm in den Kampf für den um Latrun gezogen sind. Er kämpfte Seite an Seite mit anderen Holocaustüberlebenden. Viele seiner Kameraden fielen. Er wusste, dass mit dem jüdischen Staat nicht weniger als die jüdische Existenz auf dem Spiel stand.
Sein Bruder, der den Krieg in russischer Gefangenschaft überlebte und auch nach Erez Israel auswanderte, fiel im Unabhängigkeitskrieg.
Der Krieg endete mit den Waffenstillstandslinie von 1949, die als „Grenzen von 67“ bekannt sind, und in Israel auch „Auschwitz-Grenzen“ genannt werden.

1967 als die Zeichen erneut auf arabische Invasion standen, erklärte der erste Vorsitzende der PLO, Ahmed Shukeiri, dass alle Israelis, die den Krieg überleben würden, bleiben dürften und fügte aber hinzu, dass er nicht davon ausgehe, dass es viele Überlebende geben würde. Unter den Israelis herrschte Sorge und Angst. Durch Ägypten wütete der Mob und die Israelis konnten sich auf den Auslandssendern vom Judenhass auf den Straßen des großen Nachbarlandes überzeugen. Den Israelis war klar, dass die Araber einen erneuten Versuch unternehmen würden, den jüdischen Staat zu vernichten. Sie boten doppelt so viele Truppen wie die Israelis auf, dreimal so viele Panzer und mehr als dreimal so viele Kampfflugzeuge.
Der damalige Kommandanten der Fallschirmjäger Uzi Narkiss legt in einer Dokumentation dar, dass die Belagerung von allen Seiten das Gefühl erzeugt hätte, von aller Welt verlassen zu sein und dass sich dieses Gefühl mit der Erfahrung des Holocaust verbunden hätte. Die Folge einer Invasion wäre die Vernichtung gewesen.
Die Israelis aber kamen ihrer Vernichtung zuvor und konnten nicht nur die militärische Auseinandersetzung für sich entscheiden, sondern auch ihr Gebiet vervielfachen.
Der Sechstagekrieg ist eine herausragende militärische Leistung und ein exzellentes Beispiel für die Notwendigkeit einer überlegenen israelischen Streitkraft.
Zur nächsten konzentrierten militärischen Anstrengung, Israel zu vernichten kam es schon 1973, als ägyptische Truppen israelische Stellungen auf dem Sinai überrannten. Der Yom-Kippur Krieg ist ein schwarzes Kapitel in der israelischen Landesverteidigung und führt vor Augen, wie real die existenzielle Bedrohung für den jüdischen Staat tatsächlich ist, wenn die israelische Armee die Initiative verliert.

In Israel wird dem Holocaust als Tag des Gedenkens an den Holocaust und das Heldentum gedacht, wobei mit Heldentum der Widerstand gemeint ist. Erstmals wurde er zur Eröffnung des Museums in Lochamei HaGettaot begangen – am Jahrestag des Aufstands im Warschauer Ghetto. Seither wird er jedes Jahr an diesem Tag nach dem jüdischen Kalender begangen. Eine Woche nach dem Gedenken an den Holocaust und den Widerstand gedenkt Israel den Gefallenen der Kriege und der Opfer des Terrors. Die Bewohner des Heims trauern um die Angehörigen, die von den Deutschen ermordet wurden und eine Woche später um die Angehörigen, die der arabischen Aggression gegen den jüdischen Staat zum Opfer gefallen sind. Der Tag der Trauer um die Gefallenen der Kriege und Opfer des Terrors geht direkt in den feierlichen Unabhängigkeitstag über.

Merkels erklärte 2008 vor der Knesset, dass die Sicherheit Israels nicht verhandelbar sei. Lammert bekräftigte zum 50jaehrigen Jubiläum der Aufnahme deutsch-israelischer Beziehungen 2015 in einer Rede vor der Knesset, dass die besondere Verantwortung für Israel Teil der deutschen „Staatsräson“ sei.

Am Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust sei an die besondere Verantwortung Deutschlands erinnert, als Nachfolgestaat des Dritten Reichs den Wahn eliminatorisch gesinnter Antisemiten nicht zu unterschätzen. Der Holocaust muss als Mahnung stehen, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Dazu gehört dem Iran den Griff zur Atombombe zu verwehren, mit der die erträumte Vernichtung Israels möglich wäre. Direkt eingesetzt oder als Schutzschild für die Unterstützung eines Abnutzungskrieges gegen den jüdischen Staat.
Deutschland, dessen Existenzrecht nach Auschwitz nur mit der besonderen Verantwortung für den jüdischen Staat gedacht werden kann, darf die Augen nicht davor verschließen, dass die Ideologie, die der Vernichtung von sechs Millionen Juden zu Grunde lag, von iranischen Regime geteilt wird.

Wer es mit dem Imperativ “Nie wieder” ernst meint, muss die Restaurierung der wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran von dessen Haltung zu Israel abhängig machen. Die Kollaboration mit dem Iran zu beenden wäre eine angemessene Form des Gedenkens.

Text: Oliver Vrankovic