Kategorie-Archiv: Antisemitismus

Beit Wolyn

1965 errichtete die Vereinigung Wolhynien mit Geldern, die sie auf der ganzen Welt gesammelt haben in Givatayim ein großes Haus in Form eines Sarges zum Gedenken an Wolhynien. Das Beit Wolyn ist ein extrem brutalistischer und beklemmender Betonklotz. Im Inneren gibt es ein Auditorium, ein paar Ausstellungsstücke und verschiedene Räume für die Untergruppen der Vereinigung Wolhynien, die sich nach der Zugehörigkeit zu den ehemaligen Gemeinden in Wolhynien gliedern. Seit den 70er Jahren nutzt Yad VaShem das Gebäude als Außenstelle. Beit Wolyn weiterlesen

Zalman

Zalman Ackermann erlebte die brutale Bombardierung Warschaus durch die deutsche Luftwaffe, die nicht zwischen militärischen und zivilen Zielen unterschied. Bei dem Luftangriff wurde das Gebäude in dem sich die Wohnung von Zalmans Familie befand so schwer getroffen, dass mehr als Hundert Bewohner des Gebäudes, die sich im Bunker in Sicherheit wähnten, ums Leben gekommen sind. Zalman, seine Eltern und seine Großmutter, die nicht in den Bunker gegangen waren überlebten. Ihre Wohnung war so verwüstet, dass sie fortan in der Küche und einem weiteren Zimmer wohnen mussten.

Sein Vater war Hutmacher und seine Mutter Krankenschwester und beide gingen nach dem Einmarsch der Deutschen zunächst weiter ihren Tätigkeiten nach. Sie dachten darüber nach, in den sowjetisch besetzten Teil Polens zu fliehen verwarfen diesen Gedanken. Zalman erzählt, dass die Restriktionen jeden Tag mehr und die Situation für die Juden jeden Tag schlimmer wurde. Im Oktober 1940 wurden die Juden Warschaus gezwungen ins Ghetto zu ziehen. Er erinnert sich an die unmenschliche Enge im Ghetto, den Hunger und die Hungertoten und die Krankheiten den sehr viele Menschen zum Opfer fielen und die Erschießungen.

Zalman weiterlesen

BDS vs. Zwei Staaten

Die Erfolgsgeschichte von Radiohead hängt seit 1992 eng mit Israel zusammen. Im israelischen Armeesender legte DJ Yoav Kushner die Debütsingle „Creep“ so oft auf, dass für die Band drei Club Konzerte in Tel Aviv angesetzt wurden. Radiohead spielte vor einem euphorisierten Publikum und die Begeisterung verbreitete sich von Israel in die Welt. Als Radiohead im Juli 2017 wieder nach Israel kamen  fehlte es indes nicht an Versuchen, diesen Auftritt zu verhindern.
Die 2005 gegründete palästinensische Kampagne „Boycott, Divestment and Sanction“ (BDS), die zu umfassendem akademischem, kulturellem und wirtschaftlichen Boykott Israels aufruft, hatte Radiohead in einer öffentlichen Kampagne gedrängt die Show abzusagen. In einem Brief, der u.a. von Pink-Floyd-Musiker Roger Waters und dem südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu unterzeichnet wurde heisst es „Bitte tut das, was Künstler auch während des Systems der Apartheid in Südafrika gemacht haben: Bleibt dort weg, bis die Apartheid vorbei ist.“ BDS vs. Zwei Staaten weiterlesen

Moshe

Moshe in Israel
Moshe in Israel

Bei einer Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft erzählte Amos Hausner, der Sohn von Gideon Hausner, dem Hauptankläger im Eichmann Prozess, aus einer persönlichen Sicht vom Leben und Wirken seines Vaters. Er hat die Probleme des Anklägers Gideon Hausner geschildert, die Überlebenden des Holocaust in den Zeugenstand zu bewegen. Die persönliche Aufarbeitung des Holocaust fiel vielen Überlebenden sehr schwer. Viele waren sich sicher, dass sie nicht aussagen könnten. Zu gross war der Horror, den sie tief in sich begraben hatten, um ihn für die Anklage aufzubearbeiten.

Moshe weiterlesen

Strapaziertes Glück

tomashov 1

„Ungefähr in dem Abstand, in dem wir uns gerade gegenüber sitzen, saß ich Eichmann gegenüber. Am 8. April 1944 in Budapest” erzählt mir Robert Tomashov an einem späten Abend, wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag, als er darauf wartet, dass ihm die diensthabende Schwester seinen Daumen verbindet, den er sich beim Versuch Tee aufzukochen, verbrüht hat. Am 8. April 1944, so fährt er in einer Erzählung fort, habe er von Schergen der Gestapo Peitschenhiebe bekommen, dass er dachte sein Kopf falle herunter. Er habe Eichmann angefleht ihn zu verschonen, doch der habe nur entgegnet: “Hinüber zu den anderen Banditen”, was bedeutete, dass er für den Transport nach Auschwitz bestimmt war.
Strapaziertes Glück weiterlesen

Der Wille zu leben

© Florian Krauss
© Florian Krauss

Über die schrecklichen Dinge, die er durchgemacht hat, schwieg Pessach Anderman sechzig Jahre. Er habe eine Stahlwand um die Vergangenheit errichtet, sagt der Holocaustüberlebende. Er habe die Gegenwart gelebt mit vielen Zukunftshoffnungen und habe nicht gewollt, dass seine Kinder im Schatten seiner düsteren Erlebnisse aufwachsen.

Als seine Enkelkinder erwachsen wurden, fühlte er sich verpflichtet seine Geschichte zu erzählen und hat sie in dem Buch “כוח החיים” niedergeschrieben. Um künftigen Generationen von Israelis zu verstehen zu geben, woher sie gekommen seien und sie für den weiteren Aufbau ihrer Nation zu stärken.
Und um künftigen Generationen von Nicht-Israelis die Begründung für den jüdischen Staat darzulegen. Der Wille zu leben weiterlesen

Flüchtlingsschiffe

© Florian Krauss
Arie und ich im Heim © Florian Krauss

1924 kehre Natan Perlmann aus Königsberg Deutschland den Rücken. Mit seiner Frau und seiner einjährigen Tochter Elisheva wanderte der deutsche Jude nach Palästina aus. Deutschland, so befand er seit seinem Ausscheiden aus der Armee, sei zu antisemitisch. Er kaufte sich mit dem Geld seines Vaters eine Orangenplantage bei Petach Tikva, wo Elisheva aufwuchs.

Ebenfalls 1924 ist Arie Erez als Louis Holzmann im zweiten Bezirk Wiens geboren, dem Bezirk, in dem „die meisten Juden der Stadt lebten“, wie er sagt. Dem heute 91jährigen ist sein Alter kaum anzusehen. Seine stattliche Größe präsentiert er in aufrechtem Gang. Arie ist ein Kavalier der alten Schule, geistig frisch und stets wohlgelaunt.

Seiner Kindheit wurde ein Ende bereitet, als Österreich 1938 heim ins Reich kam. 1939 verließ Arie Wien, um mit einem illegalen Transport über die Donau ans Schwarze Meer und von dort nach Palästina zu gelangen.

Flüchtlingsschiffe weiterlesen

Verlorene Heimat

Als am 9. November 1938 in Deutschland die Synagogen brannten, wich in der Familie von Regina Kessler die Sorge der Angst.
Die Synagoge, die ihr Vater jeden Shabat besucht hatte, stand in Flammen. Die Familie sass in ihrer Wohnung in einem Berliner Mehrfamilienhaus, als wenig später die Gestapo auftauchte. Geistesgegenwärtig ging ihre ältere, blonde Schwester ins Treppenhaus, um den Schergen zu erzählen, dass die Juden im Haus bereits abgeholt worden seien. Regina Kessler gelang es noch, sich von der Kinder- und Jugendaliya eine Anstellung als Haushälterin bei einer jüdischen Familie in Southhampton vermitteln zu lassen. So kam sie noch 1938 an Ausreisepapiere und verliess Deutschland. Ihre Eltern und ihre ältere Schwester blieben zurück und fielen dem Holocaust zum Opfer.

Verlorene Heimat weiterlesen