Miri


Auschwitz

Die Nacht stieg herab, Dunkelheit ringsum
Doch was ist das plötzlich? Woher das Licht?
Der Teufel herrschte hier über alles
Das Licht der Finsternis erleuchtet die Nacht
Weil das Licht das hier leuchtet
vom Kamin der Verbrennung kommt

(Miri Schönberger)

Miri Schönberger, geb. Margit Sauer ist in der ungarischen Stadt Paks geboren und aufgewachsen. Mit dem Einmarsch der Deutschen in Ungarn wurde sie mit ihrer Familie und allen Bewohnern der Stadt in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Nur ganz wenige Bewohner der Stadt überlebten. In Auschwitz angekommen wurde ihre blinde Großmutter zu einem Krankenwagen geschickt, der sie vorgeblich zu einer Krankenstation fahren sollte. Ihre Mutter bestand darauf sie zu begleiten. Miri und ihre Zwillingsschwester Sarah und ihr Bruder sahen die Mutter und Großmutter zum letzten Mal. Zuvor hatte ein SS Mann ihre Mutter gefragt, ob Miri und Sarah Zwillinge seien. Da ihre Mutter dies bejahte wurden sie zur Seite gestellt und mussten so bei der Selektion zuschauen, die Mengele durchführte. Auf der einen Seite diejenigen die zur Zwangsarbeit geschickt wurden und auf der anderen Seite die Alten und die Kinder, die ins Gas geschickt wurden, wie sie nur wenig später erfuhren. Miri und Sarah wurden tätowiert und kamen in den Zwillingsblock, wo Mengele seine Zwillingsexperimente durchführte. Sie erfuhren dort was es mit den gewaltigen Verbrennungen auf sich hatte. Drei Mal in der Woche sei sie stundenlang vermessen worden und drei mal in der Woche habe man ihr Blut abgenommen und manchmal Injektionen verpasst. Als besonders hart sind ihr zudem die oft stundenlangen Zählappelle in traumatischer Erinnerung geblieben. Doktor Mengele könne sie ihn nicht nennen, sagt Miri, nur Drecktor Mengele. Sie und ihre Schwestern gehören zur bekannten Gruppe der “Mengele Zwillinge”. Sie hätte nie verstanden, was er gewollt hätte und was ihn angetrieben hätte, sagt sie. Ungefähr 1500 Zwillingspärchen wurden von Mengele für seine tödlichen Experimente eingesetzt. Es wird geschätzt, dass weniger als 200 Einzelpersonen überlebten. Wenn ein Zwilling starb, wurde der andere mit einer Injektion ins Herz getötet, um eine vergleichende Autopsie vorzunehmen. 1945 wurden sie in erbärmlichem körperlichen Zustand von den Russen befreit. Es sei ein Samstag gewesen, erinnert sich Miri noch ganz genau und eine alte Frau, die kaum gehen konnte, hätte angefangen um die russischen Soldaten zu tanzen. Doch ihre Befreier brachten ihnen zunächst keine Freiheit, sondern drangsalierten sie ihrerseits weiter. Die Russen behandelten sie wie Kriegsgefangene und trieben sie erst nach Kattowitz, dann nach Czernowitz und von da nach Slutsk. Erst ein Jahr nach Ende des Zweiten Weltkrieges gelangten Miri und ihre Schwester Sarah zurück nach Ungarn. In Budapest fanden sie heraus, dass auch ihr Bruder Jehuda den Holocaust überlebt hatte. Ihre Heimatstadt fanden sie ausgestorben und in ihrem Haus wohnten Ungarn, was sie zu Obdachlosen machte.

Miri
Miri

Am 5. November 1946 bestiegen sie im jugoslawischen Bakar das Flüchtlingsschiff “Knesset Israel”.
Es war eines der größten Schiffe die der “Mossad LeAlija Beth” einsetzen konnte. Flott gemacht wurde es von einem team um den Palyam Kommandanten Benyamin Yerushalmi, dem die Jugoslawen 300 deutsche Kriegsgefangene zur Unterstützung abstellten. Der Palyam war die Marine des Palmach, der paramilitärischen Elitetruppen des Yishuv. Seine Angehoerigen sollten vor der Küste Palästinas mit einem kleineren Begleitschiff zurückkehren, um bei der Landung nicht in die Hände der Briten zu fallen. Die “Knesset Israel” fuhr mit 3445 Passagieren los und noch 400 auf dem Begleitschiff, die an Stelle der Palyamniks an Bord gehen sollten. Doch das Begleitschiff lief in einem Sturm auf, was die Passagierzahl auf der Knesset Israel” auf 3845 erhoehte. 11 Babys wurden auf der Überfahrt geboren.
Am 24. November wurde das Schiff von einem britischen Zerstörer abgefangen und nach Zypern gezwungen. Das Schiff widersetzte sich und wurde von nun drei Zerstörern nach Haifa geleitet, wo die Flüchtlinge auf Deportationsschiffe gebracht wurden. Zwei Flüchtlinge verloren beim Widerstand ihr Leben. Als Tränengas in die Räume der Babys drang orderte der Kommandant des Schiffes den Widerstand einzustellen.
In Zypern erinnert sich Miri seien sie nahe am Wasser festgehalten worden, was ihr stets Angst gemacht hätte.

1947 kamen sie frei und wanderten nach Eretz Israel ein. Dort kamen die Waisen in die Obhut der Jugendaliya, lernten Hebräisch und holten einen Teil ihrer Schulbildung nach.

Der Bruder von Miri fiel im israelischen Befreiungskrieg.