Kategorie-Archiv: Israel

Die Jeckes (pt.1+2)

© Florian Krauss
© Florian Krauss

Der vierteilige Text über die deutschen und kulturdeutschen Einwanderer, die in den 1930er Jahren nach Palästina eingewandert sind und zu Mitbegründern des Staates Israel wurden, beinhaltet Teile des Vortrags “Zionismus und Schlafstunde”, den ich im Juni 2014 in Stuttgart und im Dezember 2016 in Bergisch Gladbach gehalten habe. Er basiert auf unzähligen Gesprächen mit den Jeckes im Elternheim “Pinkhas Rozen”, einem Treffen mit der Kuratorin des Museums der deutschsprachigen Einwanderer in Tefen, der Lektüre aller Ausgaben des Yekinton in den letzten acht Jahren und mehrerer Bücher, die ich in Tefen erstanden habe. Darüber hinaus gilt mein besonderer Dank an Opa Eran für den Einblick in historische Zeugnisse aus der Zeit der fünften Aliya.

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Verlorene Heimat

Als am 9. November 1938 in Deutschland die Synagogen brannten, wich in der Familie von Regina Kessler die Sorge der Angst.
Die Synagoge, die ihr Vater jeden Shabat besucht hatte, stand in Flammen. Die Familie sass in ihrer Wohnung in einem Berliner Mehrfamilienhaus, als wenig später die Gestapo auftauchte. Geistesgegenwärtig ging ihre ältere, blonde Schwester ins Treppenhaus, um den Schergen zu erzählen, dass die Juden im Haus bereits abgeholt worden seien. Regina Kessler gelang es noch, sich von der Kinder- und Jugendaliya eine Anstellung als Haushälterin bei einer jüdischen Familie in Southhampton vermitteln zu lassen. So kam sie noch 1938 an Ausreisepapiere und verliess Deutschland. Ihre Eltern und ihre ältere Schwester blieben zurück und fielen dem Holocaust zum Opfer.

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raison d’etat (x3)

Das Jahr 2015 steht unter dem Zeichen des 50-jährige Jubiläums der Aufnahme diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel am 12. Mai 1965.
Des Weiteren gedenkt Deutschland 2015 ganz heftig der Befreiung der deutschen Vernichtungslager und dem Ende des Holocaust vor 70 Jahren.
Im Rahmen verschiedener Feierlichkeiten wurde großspurig verkündet, dass sich Deutschland seiner historischen Verantwortung bewusst und wachsam gegen Antisemitismus sei.
Bundestagspräsident Lammert bekräftigte im Juni des Jubiläumsjahres 2015 in einer Rede vor der Knesset, dass die besondere Verantwortung für Israel Teil der deutschen „Staatsräson“ sei. Bezugnehmend auf die historische Rede Merkels 2008 vor der Knesset, in der sie die Sicherheit Israels für nicht verhandelbar erklärte.

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Die Angst im Nacken

Der Tikwa Markt im gleichnamigen Aussenbezirk Tel Avivs wird von schwer bewaffneten Sicherheitskräften und Soldaten beschützt. Auf den Straßen patrouillieren die Vans der Polizei Spezialeinheit Yasam.

Vor dem Kindergarten unserer Tochter steht seit einer Woche ein Polizist.

Als unsere Tochter noch keine drei Jahre alt war musste sie lernen, dass sich beim Ertönen von Sirenen alle Kinder im Kindergarten an den Händen fassen und so gemeinsam in den Schutzraum gehen. Wegen der Raketen. Seit sie vier Jahre alt ist, wird ihr beigebracht, dass alle Menschen wachsam sein müssen – auch Kinder. Wegen der Terroristen.

Unsere fantastische Kindergärtnerin Sarah hat uns Eltern mitgeteilt, dass die Kinder offensichtlich mitbekommen, was im Land passiert. Sie wies uns dringend an, die Kinder einerseits nicht unnötig der Berichterstattung über die derzeitige Terrorwelle auszusetzen und mit ihnen andererseits über das zu reden, was sie unvermeidlich sehen und hören.
In einem Rundschreiben strich sie heraus, dass es für das Seelenheil der Kinder am wichtigsten sei, dass sie sich sicher und beschützt fühlten. Die Angst im Nacken weiterlesen